Ungarndenkmal am Schlossberg
Der ungarische Großfürst Vajk (997–1038) wurde in jungen Jahren auf den Namen Stephan getauft. Unter dem Einfluss seiner Gattin Gisela von Bayern setzte er sich für die Christianisierung Ungarns ein. Papst Silvester II. übersandte ihm 1000/1001 eine Krone, womit Stephan zum ersten christlichen König Ungarns wurde. Bei seiner Heiligsprechung 1083 öffnete man das Grab und fand seine rechte Hand „in unversehrtem Zustand“ auf. Seither wird die „heilige Rechte“ als Symbol des christlichen Erbes Ungarns verehrt. Neben der Handreliquie gelten Krone und Krönungsmantel als Nationalheiligtümer des Landes. Die Krone geht allerdings nicht mehr auf Stephan selbst zurück, sondern wurde wahrscheinlich im späten 12. Jahrhundert aus einem byzantinischen Kronreif (um 1075) und einer lateinischen Krone zusammengefügt.
Als gegen Ende des 2. Weltkrieges im Frühjahr 1945 sowjetische Truppen in Ungarn einmarschierten, setzte sich die faschistische, ungarische „Pfeilkreuzler-Regierung“ mitsamt dem ungarischen Kronschatz nach Österreich ab und erreichte im April 1945 Mattsee. Das Armreliquiar, der Krönmantel und wichtige Dokumente wurden am 18. Juni dem Mattseer Kanonikus und Stiftspfarrer Anton Strasser überantwortet, die Stephanskrone, das Szepter und der Reichsapfel am Fuße des Unerseehügels vergraben. Nach Ankunft amerikanischer Truppen im Mai 1945 wurde der Kronschatz diesen übergeben und 1978 an Ungarn zurückgestellt.
Für viele Ungarn wurde Mattsee, wo einst die Stephanskrone vergraben lag, zur „Pilgerstätte“. 1983 wurde auf dem Unerseehügel ein Denkmal errichtet, das 2009 an den Fuß des Schlossberges, mit herrlichem Blick auf die Fundstätte, übersiedelt wurde. Jährlich finden sich ungarische Besuchergruppen in Mattsee ein. In den Jahren 1995, 2003, 2005, 2009, 2010 und 2015 wurden auch „Ungarn-Tage“ in Mattsee abgehalten.
1945–2015
70 Jahre Stephanskrone
Beitrag in der Gemeindezeitung Mattsee (Juni/Juli Ausgabe 2015) ansehen